Dein Pferd grast zufrieden und entspannt, spielt ausgelassen auf der Wiese und zeigt sich in seiner Herde und im Stall gelassen und ruhig. Im Training und auf dem Turnier arbeitet das Pferd konzentriert und willig mit und lässt sich nicht von jedem kleinsten Geräusch oder einer Blume am Viereckrand ablenken. Soweit die Idealvorstellung, die leider nicht immer der Realität entspricht.
Pferde sind Fluchttiere, die häufig empfindlich auf Stress reagieren. Bei Stress wird der Flucht-instinkt eines Pferdes aktiviert. In der freien Wildbahn schützt Stress dein Pferd somit vor bedrohlichen Situationen. Wie stark ein Pferd mit Stress auf unterschiedliche Situationen reagiert, ist typabhängig. Was für ein Pferd Stress bedeutet, kann für ein anderes unbedeutend sein.
Wissenswertes zum Thema Stress beim Pferd - Ursachen, Anzeichen und Handlungsmöglichkeiten
Was ist Stress?
Stress ist die Reaktion des Körpers auf Situation, die als gefährlich eingestuft werden. Diese lösen bei Pferden den Fluchtinstinkt aus. Folge Reaktionen sind bei erhöhtem Stress beim Pferd, und auch beim Menschen, festzustellen:
- Erhöhung von Herzschlag und Blutdruck
- die Muskulatur wird vermehrt durchblutet
- Ansteigen des Blutzucker- und Adrenalinspiegels
- Gehör- und Sehvermögen wird schärfer
Der Körper bereitet sich so auf eine mögliche Flucht vor und gerät in Alarmbereitschaft. Während dieser Zeit werden Prozesse, die während der Gefahr nicht zwingend notwendig sind, gestoppt. Zu diesen zählen Erneuerungs- und Wachstumsprozesse, weshalb anhaltender Stress negative gesundheitliche Konsequenzen mit sich zieht.
Es gibt zwei Arten von Stress:
Akuter Stress
In einer akuten Stresssituation werden die Hormone Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet, welche das Pferd mit Energie versorgen. Somit kann es auf die Gefahr schnell durch Flucht reagieren.
Chronischer Stress
Entsteht, wenn ein Pferd kontinuierlich Stress ausgesetzt ist. Schwerwiegende gesundheitliche Probleme, wie Magengeschwüre, können hierdurch entstehen.
Ursachen und Auslöser für Stress bei Pferden
Die Ursachen für Stress bei Pferden können unterschiedlich sein. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jedes Pferd gleich auf seine Umgebung reagiert und somit manche Faktoren für ein Pferd entscheidender sind und für andere weniger. Die Ursachen für Stress lassen sich in vier Bereiche unterteilen:
1. Fütterung/Ernährung
Pferde haben einen sensiblen Magen-Darm-Trakt, der auf die kontinuierliche Aufnahme von Nahrung ausgelegt ist. Der Magen von Pferden produziert kontinuierlich Magensäure, um schwerverdauliche, rohfaserhaltige Futtermittel (Heu) zersetzen zu können. Nimmt das Pferd kontinuierlich Nahrung auf, so bildet es genug Speichel, um die Magensäure abzupuffern. Wird die Kaufunktion durch längere Fresspausen unterbrochen, so greift die Magensäure die empfindliche drüsenlose Magenwand an. Magenschmerzen und schmerzhafte Magengeschwüre können die Folgen hiervon sein.
Neben der Grundversorgung des Pferdes mit einer ausreichenden Menge Raufutter, spielt auch die Mineralisierung eine entscheidende Rolle bei der Stressempfindlichkeit eines Pferdes. Hier gibt es zu beachten, dass das Raufutter heutzutage oftmals nicht mehr ausreichend Spurenelemente und Mineralstoffe enthält. Um fütterungsbedingten Mangelerscheinungen vorzubeugen, sollte daher stets Mineralfutter, bspw. Selenis Magic Mineral gefüttert werden.
Maßgeblichen Einfluss auf die Stressanfälligkeit eines Pferdes kann der Mangel des Minerals Magnesium haben. Magnesium ist für die Reizweiterleitung im Körper des Pferdes verantwortlich und unterstützt zusammen mit der Aminosäure L-Tryptophan die Bildung des sogenannten Glückshormons Serotonin. Dieses ist für das Wohlbefinden und die Ruhe im Körper eines Pferdes verantwortlich. Ein Mangel an Magnesium oder Serotonin kann sich durch übermäßige Reizbarkeit bemerkbar machen.
Raufuttermangel
Die ausreichende Menge Raufutter ist nicht nur elementar wichtig für die Gesundheit des Magen-Darm-Trakts, sondern sorgt durch die anhaltende Beschäftigung auch für Entspannung. Als Faust-Regel für eine ausreichende Menge Raufutter gilt: Mindestens 1,8 - 2 % des Körpergewichts in kg Heu pro Tag. Die gesamte Tagesration sollte so über den Tag verteilt gefüttert werden, dass keine längeren Fresspausen (maximal 3 Stunden) entstehen.
Energiemangel
Wird ein Pferd durch die tägliche Fütterung nicht mit ausreichend Energie versorgt, kann dies im Training ein Stressfaktor sein. Das Pferd merkt, dass es aufgrund des Energiemangels seiner Aufgabe nicht gewachsen ist, was sind typabhängig unterschiedlich äußern kann:
- triebigeren, weniger „spritzigen“ Pferden wird der nötige „Go“ fehlen
- elektrische, sensiblere Pferde, die „alles richtig machen wollen“ neigen dazu sich ins Vorwärts zu flüchten und kopflos zu werden, wen sie merken, dass die einer Aufgabe kräftemäßig nicht standhalten können. Diese Reaktion kann bis zur Panik oder Unruhe führen
Somit sollte die Bereitstellung von Energie durch Kraftfutter stets an die geforderte Leistung und an das Trainingslevel eines Pferdes abgestimmt werden.
Nährstoff- und Vitaminmangel
Ungleichgewichte oder Mängel im Nährstoff- und Vitaminhaushalt verhindern die Leistungsfähigkeit eines Pferdes und begrenzen somit Losgelassenheit und Konzentration. Weitgehend bekannt ist, dass ein Mangel an Magnesium zu einem angespannten Pferd führt. Allerdings ist zu beachten, dass neben Magnesium auch weitere Spurenelemente und Vitamine für den funktionierenden Stoffwechsel und das Nervensystem notwendig sind. B-Vitamine sind ein wichtiger Faktor bei der Synthese von Tryptophan zu Serotonin, welche im Gehirn stattfindet. Ein Mangel an B-Vitaminen steigt sich durch Reizleitungsstörungen im Gehirn. Tryptophan ist eine essenzielle Aminosäure, was bedeutet, dass sie über die tägliche Fütterung aufgenommen werden muss. Sie wird im Zentralnervensystem zum Glückshormon Serotonin umgewandelt, welches den Gemütszustand bestimmt. Um den Bedarf an Magnesium, Tryptophan und B-Vitaminen zu decken, die dein Pferd braucht, eignet sich beispielsweise Selenis Zen Tastic, da es eine stressreduzierende Wirkung hat.
2: Haltungsbedingter Stress
Fehler in der Haltung können ebenfalls ursächlich für Stress sein. Pferde sind Steppen- und Bewegungstiere, was bedeutet, dass sie sich frei bewegen können müssen, ständigen Zugang zu Raufutter und Wasser benötigen, soziale Kontakte mit Artgenossen brauchen und Möglichkeiten zum Ausruhen benötigen. Wenn ein Pferd diese natürlichen Bedürfnisse nicht erfüllen kann, kann dies zu Stress führen. Dabei kann Stress sowohl in Einzel- als auch in Gruppenhaltung auftreten. Bei Einzelhaltung können unbeliebte Boxennachbarn oder die Einschränkung der Bewegung stressursächlich sein. Bei Gruppenhaltung können Herdenkämpfe und Streit um Futter und Liegeplätze Stress verursachen. Wie auch für den Menschen, ist Schlaf für die Gesundheit eines Pferdes von elementarer Bedeutung und Schlafmangel schränkt die Lebensqualität und Gesundheit deines Pferdes massiv ein.
3. Änderungen in der täglichen Routine
Pferde sind Gewohnheitstiere. Geregelte Tagesabläufe und gleichbleibende Routinen geben ihnen Sicherheit und steigern das Wohlbefinden. Kleine Veränderungen, wie die Reihenfolge in der die Pferde gefüttert oder auf die Koppel gebracht werden, können bereits Stress verursachen. Größere Eingriffe, wie ein Umzug in einen neuen Stall, ein Besitzerwechsel oder die Eingliederung in eine Herde, sind ebenfalls erhebliche Stressfaktoren.
4. Verletzungen
Pferde leiden still, weshalb Verletzungen und dadurch bedingte Schmerzen nicht immer sofort erkannt werden. Dennoch verursachen Schmerzen akuten Stress und schränken die Lebensqualität unserer Fellnasen erheblich ein. Daher sollte man Wesens- und Verhaltensänderungen eines Pferdes stets ernstnehmen und den Ursachen dafür auf den Grund gehen. Neben unentdeckten Schmerzen, können auch Verletzungspausen Stress für dein Pferd bedeuten. Einige Diagnosen können Boxenruhe zur Folge haben und das ausbleibende Toben auf der Weide oder das regelmäßige Training können Langeweile, Verlustängste und Einsamkeit zur Folge haben, was ebenfalls zu Stress führt.
5. Über- / oder Unterforderung
Ähnlich wie beim Menschen können die Anforderungen im Training für ein Pferd überfordernd sein, wenn das Pferd seinen Aufgaben nicht gewachsen ist oder die Aufgabe nicht versteht. Der Reiter sollte ein Pferd daher behutsam und bedacht an neue Aufgabe heranführen und klare Hilfen geben, die dein Pferd verstehen kann. Überforderung kann zu Abwehrverhalten, Widerwillen und Muskelverspannungen führen. Neben Überforderung können allerdings auch Langeweile und Unterforderung zu ungünstigen Situationen und somit Stress im Training führen.
Ein Mangel an Magnesium oder Serotonin kann sich durch übermäßige Reizbarkeit bemerkbar machen.
Stressanfällige Pferde können von erhöhter Zufuhr von Magnesium, B-Vitaminen und der essenziellen Aminosäure L-Tryptophan profitieren.
Ein Mangel an Magnesium führt dazu, dass Pferde angespannt sind, auf Reize und Umwelteinflüsse übermäßig reagieren. Zeigt sich dein Pferd dauerhaft deutlich schreckhaft, kann dies auf einem Mangel an Magnesium hinweisen.
B-Vitamine stellen die Reizweiterleitung im Gehirn sicher und werden für die Umwandlung von L-Tryptophan zum Glückshormon Serotonin benötigt.
Die essenzielle Aminosäure L-Tryptophan muss zwingend durch die tägliche Nahrung aufgenommen werden, und ist die Vorstufe von Serotonin.
Anzeichen von Stress – das sind typische Symptome für Stress bei Pferden
Nicht alle Pferde äußern Stress gleich. Du als Besitzer kennst dein Pferd am besten und solltest auf Veränderungen im Verhalten achten und reagieren. Wenn du Anzeichen für Stress bei deinem Pferd beobachtest, solltest du den Ursachen auf den Grund gehen, um chronischen Stress und die davon abhängigen negativen gesundheitlichen Konsequenzen zu verhindern. Typische Anzeichen für Stress bei Pferden können sein:
1) Zähneknirschen
2) Vermehrtes Schweifschlagen
3) Unverhältnismäßig starkes Schwitzen, teilweise sogar im Ruhezustand
4) Häufiges Wiehern
5) Erhöhte Schreckhaftigkeit und Umweltorientierung
6) Verändertes Fressverhalten
7) Verhaltensstörungen (Koppen, Weben)
8) häufiges Gähnen
9) Rast- und Ruhelosigkeit
10) Aggressives Verhalten (Ausschlagen, Beißen)
11) Unruhiges Ohrenspiel
Tipps gegen Stress beim Pferd
Anhaltender Stress macht den Alltag für dein Pferd und dich schwierig, schränken die Lebensqualität deines Pferdes erheblich ein und hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit deines Pferdes. Es ist somit ratsam Stress für dein weit weitestgehend und so weit möglich zu reduzieren.
1) Wahre Routine: Pferde sind Gewohnheitstiere, die sich an einen geregelten Tagesablauf gewöhnen und diesen schätzen. Vermeide Veränderungen im Tagesablauf, sofern das möglich ist. Wenn größere Veränderungen anstehen, gib deinem Pferd Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen.
5) Artgerechte und bedarfsgerechte Fütterung: Die artgerechte und bedarfsgerechte Fütterung deines Pferdes schlägt sich direkt auf sein Wohlbefinden und seine Gesundheit nieder. Der Verdauungstrakt deines Pferdes ist darauf ausgelegt, kontinuierlich, ohne lange Fresspausen, Nahrung aufzunehmen. Anhaltende Kautätigkeit puffert nicht nur Magensäure ab, sondern wirkt dazu entspannend und beruhigend. Achte auch darauf, dass dein Pferd seinem Bedarf entsprechend mit Kraftfutter versorgt wird, sodass es die Energie zur Verfügung hat, die es braucht. Vermeide dabei zu viel Kraftfutter und teile die Tagesration auf mehrere kleinen Portionen auf.
4) Kontakt zu Artgenossen: Pferde sind Herdentiere und finden Sicherheit und Kraft im Verband. Der Kontakt zu Artgenossen ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden deines Pferdes somit zwingend notwendig. Es ist auch wichtig zu beachten, dass die Herde oder die Boxennachbarn zusammenpassen, da der Sozialkontakt andernfalls ebenfalls zum Stressfaktor wird.
2) Bewahre Ruhe: Ein gestresster Reiter und Stress um Umgang mit Menschen übertragen sich auf dein Pferd. Pferde reagieren sensibel auf Stimmungen und Spannungen und nehme diese auf. Du als Reiter oder Pferdehalter kannst deinem Pferd nur Sicherheit geben und so sein Vertrauen gewinnen, wenn du stets souverän, beherrscht und ruhig handelst.